Dyskalkulie (Rechenschwäche)

Kriterien einer Dyskalkulie:

  • Die bisherigen schulischen Leistungen und Informationen der Eltern sowie des Kindes/Jugendlichen lassen auf deutliche Rechenprobleme schließen.
  • Die Leistung im Intelligenztest ist mindestens durchschnittlich.
  • Die Leistung im Rechentest ist unterdurchschnittlich.
  • Es liegt keine unangemessene Beschulung, neurologische Erkrankung, Seh- oder Hörstörung oder allgemeine Lernstörung vor, die die schwachen Rechenleistungen erklären könnte.

Unter einer Rechenstörung oder Rechenschwäche leiden Kinder oder Jugendliche (aber
auch Erwachsene), die im Vergleich zum allgemeinen Leistungsniveau unverhältnismäßig große Schwierigkeiten im Rechnen erleben. Diese Problematik, auch unter dem Begriff Dyskalkulie bekannt, beschreibt eine Störung mit ausgeprägten Schwierigkeiten beim Erlernen des Rechnens und ist von der WHO folgendermaßen definiert:


Diese Störung besteht in einer umschriebenen Beeinträchtigung von Rechenfertig­keiten, die nicht allein durch eine allgemeine Intelligenzminderung oder eine unangemessene Beschulung erklärbar ist. Das Defizit betrifft vor allem die Beherrschung grundlegender Rechenfertigkeiten, wie Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division, weniger die abstrakteren mathematischen Fertigkeiten, die für Algebra, Trigonometrie, Geometrie oder Differential- und Integralrechnung benötigt werden.

ICD 10 (von der WHO herausgegebenes Klassifikationssystem für Krankheiten und verwandte Gesundheitsprobleme) Kategorie F81.2

Dyskalkulie ist eine komplexe Störung, die nach deutschen wie internationalen Studien etwa 3% bis 8% aller Kinder und Jugendlicher betreffen. Mehrere Faktoren haben einen direkten Einfluss auf die Rechenfertigkeiten, so nach aktuellen Forschungsergebnissen vor allem genetische, neurobiologische und kognitive Faktoren.
Bereits im Vorschulalter gibt es Hinweise auf Schwierigkeiten im Umgang mit Zahlen. Zum Beispiel gelingt diesen Kindern der Vergleich von Mengen (mehr/weniger) und Zahlen (größer/kleiner) nicht, fehlerfreies Zählen oder Abzählen von konkreten Dingen funktioniert nicht oder einstellige arabische Ziffern können nicht benannt werden.
Die Schwierigkeiten treten ab Beginn des Rechnenlernens auf, meistens ab Schulbeginn, und recht oft wird man erst im Laufe der zweiten Klasse aufmerksam, weil die Kinder anfangs recht gut mit eigenen Strategien kompensieren.


Typische Schwierigkeiten bei einer Dyskalkulie sind beispielsweise:

  • Zählfehler beim Abzählen von Gegenständen; Vorwärts- und/oder Rückwärtszählen oder in größeren Schritten.
  • Übersetzungsfehler: Zahlendreher beim Vorlesen und/oder Schreiben.
  • Fehlendes Mengen- und Größenverhältnis: Zahlen können z.B. keiner genauen Menge zugeordnet werden. Unmögliche Rechenergebnisse können nicht erkannt werden.
  • Selbst einfache Rechenaufgaben müssen immer wieder neu berechnet werden, Faktenwissen kann nicht abgerufen werden.
  • Fehlendes Verständnis des Stellenwertsystems: Die Ziffern von Zahlen werden willkürlich addiert, ohne den Stellenwert (H/Z/E) zu beachten; die Stellen einer Zahl können nicht benannt werden; die Bedeutung der Null wird nicht erkannt.
  • Rechenfehler: Vertauschen von Rechenzeichen, Fehler im Umgang mit der Null, der Wechsel eines Rechenzeichens wird missachtet.

Die Kinder halten darüber hinaus häufig am Rechnen durch Abzählen, oft unter Zuhilfe­nahme der Finger fest, können einen mentalen Zahlenstrahl nicht entwickeln, Rechenaufgaben mit Platzhalter oder Schätzaufgaben scheinen für sie unlösbar.

  • Textaufgaben werden falsch entschlüsselt; schriftliches oder anschauliches Rechnen ist auch bei einfacher Aufgabenstellung nötig.
  • Schwierigkeiten beim Umgang mit Größen wie Zeit, Geld, Längen (z. B. Zentimeter) oder Massen (z. B. Kilogramm).
  • teilweise auch Probleme beim Zeichnen von geometrischen Figuren oder Erkennen von Symmetrieeigenschaften.

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